Das bereits 25. Goodwood Festival of Speed stand diesmal ganz im Zeichen des Mottos „Peaks of Performance: Motorsport’s Game-Changers”. Also jenen Ikonen gewidmet, deren revolutionär neue Technik alle Gegner im wahrsten Sinne des Wortes plötzlich alt aussehen ließ. Das Team Historischer Motorsport der BMW Group Classic war mit einigen solch faszinierender „Game-Changers“ zu Besuch beim Earl of March und ließ sich ab 29. Juni vier Tage lang mitreißen von einem unvergleichlichen Fest der Technik.
Goodwood ist Kult. Nirgendwo sonst bekommt der Besucher ein so hochkarätiges Feld an Renn- und Sportwagen zu sehen wie hier südlich Londons auf dem historischen Rasen seiner Lordschaft, des Earl of March. Und nirgendwo sonst mischen sich so viele einstige und aktuelle Sieger und Weltmeister, Stardesigner und Cheftechniker aus der Welt der zwei und vier Räder unter das ganz normale Publikum. Jedes Jahr glaubt man, es ließe sich nicht mehr steigern, und jedes Jahr stellt sich genau das als falsch heraus. 2017 machte da keine Ausnahme.
Technik, die alles verändert.
Wo könnte sich technischer Fortschritt deutlicher ausdrücken als im Motorsport? Hier zählt einzig Geschwindigkeit, also die Zeit, die man für die Strecke braucht, bis sich die karierte Flagge senkt, alles andere ist Nebensache. Ab und zu taucht dann ein neues Auto oder Motorrad auf, dessen Konstrukteure völlig andere Wege gehen. Und damit einen neuen Standard setzen, an dem keiner ihrer Kontrahenten mehr vorbeikommt, will er in Zukunft noch mithalten. Ein „Game-Changer“ also. Das Team von BMW Group Classic brachte diesmal eine ganze Reihe Fahrzeuge an den Start, die schon große Siege errungen haben.
Gewinner unter sich.
Das BMW Mille Miglia Touring Coupé von 1939, ein originales Einzelstück, wurde von seinen Schöpfern konsequent auf Leichtbau getrimmt und erhielt eine aerodynamisch ausgefeilte Karosserie. Es gewann 1939 in Le Mans und im Jahr darauf die legendäre Mille Miglia in neuer Rekordzeit. In Goodwood wurde es von Eckhard Schimpf, Autosammler und Rennfahrer aus Leidenschaft, gesteuert.
Ein besonderer Motorradklassiker ist die kernige BMW WR 500 Kompressor auf Basis der R57 aus dem Jahr 1929. Mit Claus Clausen im Sattel, dem enthusiastischen Besitzer, der sie auch restauriert hatte, flog sie unüberhörbar durch den Park an den begeisterten Zuschauern vorbei ins Ziel.
Formel für den Sieg.
Oben wird die Luft dünner? Nicht für den, der mit einem Turbolader gehörig nachhilft. Der Brabham BMW BT52 gewann mit Nelson Piquet am Steuer als erstes Turbomotor-Fahrzeug eine Formel-1-WM und schrieb damit 1983 Geschichte. Durch den plötzlichen Bums des Turboladers gilt er als sehr schwer zu fahren. In Goodwood startete Pierluigi Martini, ein Italiener, der von 1981 bis 95 in der Formel 1 kräftig mitmischte und diesen Wagen damals noch als Testfahrer erlebt hatte.
Der erste BMW M3 katapultierte nicht nur Roberto Ravaglia zum ersten Tourenwagen-Weltmeister überhaupt, sondern machte nebenbei unzählige andere Profis und Hobbyrennfahrer glücklich. Kein anderer Tourenwagen sammelte so viele Preise und Auszeichnungen wie der M3 in seiner ersten Form.
24 Stunden am absoluten Limit, drei Fahrer im Wechsel, Tag und Nacht ohne Pause, das ist Le Mans. Ein Mythos bis heute, der unzählige Geschichten über grandiose Siege und bittere Niederlagen schrieb. Der BMW V12 LMR schaffte es 1999, alle anderen hinter sich zu lassen. Der Brite Steve Soper startete zu dieser Zeit mit diesem Modell bei der Langstreckenmeisterschaft in den USA. In Goodwood gab er zur Freude der Zuschauer kräftig Gummi und ließ den Park erzittern. Leider nicht 24 Stunden lang.
Einmal gewinnen ist großartig. Aber gleich viermal hintereinander? Und dann noch die Rallye Dakar? Dem MINI All4Racing gelang genau das. Von 2012 bis 2015 kam kein anderer an ihm vorbei. In Goodwood fremdelte er zwar etwas mit dem ungewohnten Asphalt und dem glatten englischen Rasen, doch sein Pilot Mikko Hirvonen langte dennoch kräftig hin – eine Rallye Stage, auf welcher der MINI glänzen konnte, gab es zudem auch noch.
Geschichte schreibt man in der Gegenwart.
Die BMW S 1000 RR Senior TT gewann 2014 mit Michael Dunlop die Tourist Trophy, das atemberaubende Straßenrennen auf der Isle of Man. Troy Corser, selbst zweifacher Weltmeister und BMW Markenbotschafter, führte das Superbike in Goodwood vor.
Und da gab es noch die sympathischen Finnen Pekka Päivärinta und Kirsi Kainulainen, die auch privat ein Paar sind und zusammen auf einer BMW Sidecar LCR gerade die Seitenwagen-WM in der Klasse bis 1000 ccm gewannen. Sie waren so schnell, dass die Regeln geändert wurden. Fortan sind nur noch 600 ccm erlaubt.
Well done!
Am Ende war Goodwood wieder das gewohnt großartige Festival der Superlative. Diese einzigartige Mischung aus Lässigkeit und Professionalität findet man nur bei seiner Lordschaft in Goodwood. Und auch diesmal war es wie immer. Man glaubt, das lässt sich nicht mehr toppen.