Wer dereinst auf dem Land einen Eierdieb beobachtete, eilte zur nächsten Polizeiwache und meldete es. Dann setzte sich idealerweise ein tüchtiger Beamter auf sein Dienstrad und versuchte den Dieb zu fassen. In den Städten liefen Gendarmen auch Streife, schritten gravitätisch einher und belehrten den bürgerlichen Untertan, wenn sonst nichts los war. Doch in einem Flächenstaat wie den USA saß der Sheriff bald im Automobil und bekam später sogar ein Funkgerät zum besseren Kontakt mit der Zentrale.

Neue Zeiten, neue Technik.

Die Nachkriegszeit in Deutschland war kriminalistisch nicht ohne. Die schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse und die Erfahrungen im Krieg ließen die Deliktraten stark ansteigen. Die Polizei musste sich also etwas einfallen lassen, effizienter und vor allem schneller werden. Der Funkstreifenwagen nach amerikanischem Vorbild eroberte in den 50er-Jahren die deutschen Städte, eine Revolution, denn das hatte es vorher noch nie gegeben. Ab sofort bündelte und koordinierte eine moderne Zentrale die Einsätze, während sich ständig eine gewisse Anzahl patrouillierender Fahrzeuge mit meist zwei Mann Besatzung auf den Straßen befand. Das machte den Gaunern das Leben wesentlich schwerer, da sie fortan mit dem weitaus schnelleren Erscheinen der „Polente“ zu rechnen hatten. Kam obendrein die Polizei auch noch im bestens motorisierten BMW, half auch ein durchschnittliches Fluchtauto nicht wirklich weiter.

Eine edle Limousine als Neubeginn.

Der 501 erschien 1952 als erstes BMW Automobil nach dem Krieg. Eine luxuriöse Limousine mit hohem technischem Anspruch, vor allem mit dem modernen Leichtmetall-Achtzylindermotor, der ab 1954 kräftige 95 PS lieferte und den Sechszylinder-Modellen deutlich überlegen war. Der 1.430 kg schwere Wagen beschleunigte damit immerhin in 17,5 Sekunden auf 100 km/h und erreichte eine Spitze von 160 km/h, damals ein Wert, der kaum noch Konkurrenz auf den Straßen fürchten musste. Das schränkte die Auswahl an überlegenen Fluchtfahrzeugen für Diebe und Räuber erheblich ein, an der nächsten Straßenecke parkten sie jedenfalls nur sehr selten.

Die Isar 12 und ihr München.

Natürlich spielte in München auch die Verbundenheit der Stadt mit ihrer „Hausmarke“ eine Rolle, als die neuen Funkstreifenwagen angeschafft werden sollten. Doch die gediegenen BMW boten neben der Leistung handfeste weitere Vorteile. Sie waren sehr geräumig und sie flößten Respekt ein, ein nützlicher Effekt, den jeder Polizist zu schätzen wusste, der sich tagtäglich um die Ordnung kümmern musste.

Der Münchner Polizist Herbert Joksch, mittlerweile leider verstorben, restaurierte um das Jahr 2000 sogar selbst einen seiner Dienstwagen, von denen er schon als junger Verkehrsschutzmann geträumt und später damit als „Funkstreifler“ viele Kilometer abgespult hatte. Im Interview sagte er, dieser BMW wäre auch so etwas wie seine Lebensversicherung gewesen, denn dessen robuste Bauweise mit den kastenförmigen Profilen an den Seiten bot den Besatzungen weitaus mehr Schutz als andere Limousinen ihrer Zeit. Die kurze Lenksäule und der Tank über der Hinterachse trugen ebenfalls dazu bei, wenngleich sie nicht aus Sicherheitsüberlegungen so konstruiert worden waren.

Eine Fernsehserie wird zum Kult.

Die Fernsehserie „Funkstreife Isar 12“ startete 1961 und wollte unterhaltsam die echte Polizeiarbeit von Funkstreifenbeamten zeigen. Viele Münchner Polizisten halfen bei den Dreharbeiten mit, die den bayerischen Grantler Alois Huber und seinen „zugereisten“ Partner Herbert Dambrowski als unschlagbares Team in den Mittelpunkt rückten. Doch was wären die beiden ohne ihren prachtvollen Dienstwagen, der „Isar 12“, gewesen? Bis 1963 entstanden 35 Folgen in drei Staffeln und setzten der Münchner Funkstreife ein Denkmal, das noch heute jeder kennt. Wahrscheinlich hat die Serie sogar mehr Jungs für den Polizeidienst begeistert und aktive Nachwuchsförderung betrieben als alle Werbeplakate und Aktionen der Polizei zusammen. Ganz nebenbei war sie auch Werbung für BMW und die Stadt.

Unschlagbar auch der Telefonhörer am Armaturenbrett, der hörbar einrastete, wenn der Kontakt mit der Zentrale beendet war und der Blaulichteinsatz begann, „Isar 12 fährt“. Das Dachlicht blinkte, die Sirene tutete die Straße frei und alle Scheinwerfer waren eingeschaltet. Die dünnen Diagonalreifen pfiffen über die alten Kopfsteinpflaster, die Gauner zuckten zusammen und allen anderen wurde es warm ums Herz.

Was für ein Dienstwagen!

 

Auf YouTube kann man die meisten Folgen von „Funkstreife Isar 12“ bestaunen, hier ist auch noch ein Bericht über den Münchner Polizeibeamten Herbert Joksch und seinen selbst restaurierten BMW 501:

https://www.youtube.com/watch?v=KxghuG8H9v4