Südländische Wurzeln.

Italiener haben es einfach im Blut. Nicht allein das Dolce Vita, sondern die Mode, das Aussehen, den Stil. Giovanni Michelotti in Turin war einer jener legendären italienischen Autodesigner, die nach dem Krieg Meilensteine schufen. Viele seiner Werke stehen heute in Museen. Der Entwurf zum BMW 700 geriet ihm routiniert elegant, dabei machen es kleine Autos den Gestaltern richtig schwer. Und kosten dürfen sie auch nicht die Welt.

Der BMW 700 basiert auf dem 600, jener „großen Isetta“, die gar keine Isetta ist, aber vor allem vorne an sie erinnert. Dieser muntere Kleinwagen mit seiner Fronttüre wirkte viel ungewohnter als der konventionelle, aber attraktive 700. Ein hübscher Bug, ein kesses Heck mit den beiden schnurgeraden Kotflügelspitzen, dazu zwei Türen links und rechts. Voilà, ein richtiges Auto! Der Wohlstandsbürger suchte genau so etwas. Vom Aussehen könnte der Motor auch vorne liegen, doch vorne waren der Tank und ein beachtlicher Kofferraum. Die Musik spielte hinten.

Weniger ist mehr.

Coupé bedeutete damals vor allem eine andere Dachlinie. Enger, flacher, dynamischer. Nicht so sehr auf Nutzwert getrimmt, mehr Kür als Pflicht. Ein Auto nicht nur zum Fahren, sondern auch zum Anschauen und drauf stolz sein. Schick war ein beliebtes Wort, das BMW 700 Coupé war sogar todschick. Mit ihm konnte man sich überall sehen lassen, ihm fehlte jede Ärmlichkeit. Und weil es so gut aussah, durfte es 1959 auch als Erstes in Serie gehen. Die Pressestimmen waren begeistert.

Die Herren Motorsportler übrigens auch. Als 700 Sport mit 40-PS-Motor startete der kleine BMW vehement durch, feierte Klassensiege im Dutzend. Allen voran Hans Stuck, der Bergkönig, der sich 1960 mit gestandenen 60 Lenzen noch einmal den Titel holte. Dessen Sohn, der „Strietzel“, ließ später als Jugendlicher auf dem elterlichen Grundstück einen 700 als Trainingsauto fliegen. Wie man weiß, hat es ihm nicht geschadet. Professionell getunte Versionen brachten es bis auf 60 PS und 155 km/h Spitze. Das war in dieser Hubraumklasse eine starke Ansage.

Hier und jetzt.

BMW 700 sieht man bei Oldtimertreffen durchaus. Sie haben einen eigenen Liebhaberkreis gefunden, wenngleich ihnen die putzige Isetta und der schnellere Nullzweier ein bisschen die Schau stehlen. Noch immer ist das Coupé etwas Besonderes, feiner und sportlicher. Entsprechend ist sein Liebhaberpreis auch höher. Vor allem der BMW Sport ist gesucht, leider eher selten angeboten. Durch den Heckmotor lenkt sich ein 700 spielerisch leicht und macht selbst auf längeren Ausflügen ausgesprochen Laune. Mit überschaubaren 3,54 Meter Länge passt er auch noch in kleine Garagen, bei Oldtimern durchaus ein Argument.

 

Daten und Fakten:

BMW 700 Coupé 1959 bis 1964

30 PS (ab 1963: 32) aus 697 cm³, Zweizylinder-Viertakt-Boxermotor im Heck, Gebläsekühlung, 125 km/h

Sport: 40 PS, 135 km/h

Preis 1959: 5.300,– DM (Sport ab 1960: 5.650,– DM)

Gesamtstückzahl aller BMW 700: 188.121 Stück