Vor seiner Haustüre stehen drei BMW, die schon fast immer in seinem Besitz sind: Peter Strakerjahn kann und will sich von keinem seiner Autos trennen. Die Isetta besitzt er seit 51 Jahren, den BMW 2002 seit 40 Jahren und den BMW 528 seit immerhin 30 Jahren. Peter Strakerjahn ist heute 85 Jahre alt und hat ganz augenscheinlich ein Faible für die weiß-blaue Marke.
Die Isetta besitzt er seit 51 Jahren, den BMW 2002 seit 40 Jahren und den BMW 528 seit immerhin 30 Jahren. Peter Strakerjahn ist heute 85 Jahre alt und hat ganz augenscheinlich ein Faible für die weiß-blaue Marke.
„Zu der Isetta bin ich durch Zufall gekommen“, erzählt Peter Strakerjahn. „In dem Fluggerätewerk in Überlingen, in dem ich damals als junger Elektroingenieur gearbeitet habe, wurde das Auto 1963 verkauft. Die Isetta war als Botenfahrzeug eingesetzt worden, aber der Kurier, der mit ihr zwischen den drei Zweigstellen unterwegs war, hatte damit einen schweren Unfall. Ein anderes Fahrzeug wurde angeschafft, man wollte dem Boten wohl lieber ein „richtiges“ Auto geben. Die Isetta wurde repariert und ich kaufte sie. Bis dahin war ich mit der Vespa unterwegs. Mein kleiner Sohn auf dem Kindersitz vor mir, meine Frau auf dem Rücksitz, mit der Tochter auf dem Arm. Anfang der 60er-Jahre war das noch kein Problem. Aber ein Dach über dem Kopf tat dann schon gut, auch wenn es nur ein kleines war.“
Im Laufe der Zeit wuchs die Familie und damit auch der Platzbedarf. Ein Ford P5 Kombi wird zum Weggefährten der mittlerweile sechsköpfigen Familie. Doch deren Oberhaupt bekommt bald eine Ingenieursstelle in München angeboten. „Ich nahm mir ein kleines Appartement und fuhr am Wochenende von München nach Hause an den Bodensee. Ich musste pendeln und dafür wollte ich ein sportliches Auto. Nach einem Intermezzo mit einem Opel GT, der auf der Landstraße auf dem Dach liegend endete, habe ich mir einige andere Autos angesehen, Ford Capri, Alfa Romeo, aber wirklich überzeugt hat mich nur der BMW 2002. So kaufte ich 1974 einen anderthalb Jahre alten Vorführwagen.“
Zehn Jahre nutzt Peter Strakerjahn den 02er, nicht nur, um zwischen Überlingen und München zu pendeln, sondern auch auf Geschäftsreisen nach Italien, nach Bonn und England. Über die Jahre kommen weit über 400.000 Kilometer zusammen, und mit der Zeit reift der Wunsch nach etwas mehr Komfort. In der Zeitung stößt er 1984 auf die Verkaufsanzeige seines zukünftigen BMW 528. Das Auto ist zwar schon sieben Jahre alt, hat bereits einige Kilometer auf der Uhr, und es ist die Version mit dem verhältnismäßig durstigen Vergasermotor, aber der BMW ist in erstklassigem Zustand, hat Automatikgetriebe, Klimaanlage, elektrische Fensterheber und Schiebedach, eben all die Goodies, die das Autofahren bequemer machen. Und so dient der 528 die letzten knapp zehn Jahre von Peter Strakerjahns Berufsleben als Dienst- und Pendelwagen.
Die Isetta fristet inzwischen ein Dasein als Mauerblümchen. Der Einsatz als Ganzjahresfahrzeug ohne große Rostvorsorge hat stark an der Substanz genagt. „Zum Verzögern konnte man sich überlegen, ob man die Bremse tritt, oder den Fuß durch das durchgerostete Blech auf die Straße stemmt“, erklärt Peter Strakerjahn lachend. „Irgendwann ging es dann wirklich nicht mehr, 1986 war das Auto nicht mehr ansatzweise verkehrssicher. Ich hab die Isetta abgemeldet und hochkant hinter die Garage gestellt. Mein ältester Sohn meinte: ‚Das Ding ist jetzt 27 Jahre alt, schmeiß es doch weg.‘ Ich antwortete ihm: ‚Du bist über 27 Jahre alt, dich schmeiß ich ja auch nicht weg!‘ Damit war dieses Thema erledigt.“
Mitte der 90er-Jahre beginnt auch der 02 zu schwächeln, ein Motorschaden kündigt sich an. „Ich habe dann zusammen mit meinem jüngsten Sohn Martin den Motor zerlegt. Der Block hatte zwischen dem zweiten und dem dritten Zylinder einen Riss. Aus insgesamt drei alten Motoren haben wir wieder einen neuwertigen zusammengestrickt, einen neuen Zylinderkopf gab’s obendrauf.“ Nach fast einer halben Million Kilometern darf das dann auch schon mal sein.
Nicht viel weniger hat auch der 5er auf der Uhr, und auch der beginnt langsam aus dem Auspuff zu bläuen und an Leistung zu verlieren. Für dieses Auto macht Peters Sohn Martin ein besonderes Schnäppchen: Der gelernte Kfz-Meister mit Spezialisierung auf Oldtimer findet bei einer Werkstattauflösung einen originalen Neumotor zum Spottpreis.
Vor zehn Jahren beschließt der Ingenieur im Un-Ruhestand, die Isetta wieder flott zu machen, fast zwanzig Jahre stand sie hochkant hinter der Garage. „Der Boden war völlig durch, ich habe alles bis in eine Höhe von etwa 30 cm der Karosserie erneuert.“ Die Schweißarbeiten erledigt er alle selbst, aber nicht nur das. „Als ich die Isetta früher im Alltag fuhr, musste ich zweimal im Jahr die in Gummi gelagerten Achsaufnahmen wechseln. Das wollte ich nicht noch mal machen, daher habe ich kugelgelagerte Achsaufnahmen konstruiert. Vorsichtshalber habe ich einen Prototypen der neuen Konstruktion bei meiner TÜV-Prüfstelle vorgeführt und der Dienststellenleiter, ein Oldtimerfan, war so begeistert, dass er während der anderthalbjährigen Restaurationszeit immer mal wieder bei mir vorbei geschaut hat und somit die Wiederzulassung kein Problem darstellte.“
Für Peter Strakerjahn sind seine BMW eigentlich kein Hobby, es sind gut funktionierende Alltagsfahrzeuge, gut geölte Maschinen, die mit ein bisschen Pflege und regelmäßiger Wartung ein Leben lang funktionieren. In den falschen Händen wäre wohl gerade der BMW 528 schon vor Jahren der Abwrackprämie zu Opfer gefallen. Heute ist er das, was in amerikanischen Kleinanzeigen gerne als „Survivor“ bezeichnet wird.