Der classic Mini gewann die Rallye Monte Carlo. Nicht einmal, mehrmals. 1967 saß der finnische Rallyestar Rauno Aaltonen am Lenkrad. Heute zeigt er Fans des classic Mini bei einem ambitionierten Fahrsicherheitstraining, wie es geht, damit es vor allem gut geht. BMW öffnete dafür sein Testgelände in Aschheim bei München.
Thilo schenkt seinem roten 91er Rover Mini nichts. Hart am Gas rutscht der Winzling zum Kurvenaußenrand, driftet, fängt sich, nimmt Kurs auf die nächste Kurve. Bloß nicht bremsen, schließlich macht sich da gerade ein dunkelgrauer Konkurrent im Rückspiegel breit. Der Rundkurs, den sich die Instruktoren auf dem BMW Testgelände ausgedacht haben, hat es in sich. Lange Kurven, enge Abzweige und eine fiese Rechts bergauf, für die kein Gang so richtig zu passen scheint, wollen gemeistert werden.
Der Auspuff röhrt, der 1300er mit gesunden 80 PS zieht unerbittlich voran, und die dicken Reifen pflügen durchs Wasser. Es regnet nämlich nicht, es schüttet, und die kleinen Wischer wedeln tapfer dagegen an. Thilo hat wohl mit Schlimmerem gerechnet, denn auf seinem Dach warten zwei Ersatzräder mit Schneeketten und ein echter Schlitten auf ihren Einsatz. Er grinst, wenn man ihn darauf anspricht. Der dunkelgraue Kollege darf jetzt vorbei, denn hier hat keiner ein Messer zwischen den Zähnen, Thilo schon gar nicht. Im Gegenteil, man kennt und freut sich gemeinsam.
Ein Fahrertraining für Fortgeschrittene.
Rauno Aaltonen ist Finne, aber gar nicht schweigsam wie manche seiner Landsleute. Seinen Spitznamen „Rallye-Professor“ erwarb er sich durch seine analytische Art, die Rallyefahren zur Wissenschaft machte. 1967 gewann er die Rallye Monte Carlo in einem classic Mini. Und auch heute fährt er ein besonderes Exemplar, das seinem Siegerwagen von damals bis ins Detail gleicht. Nur will er heute nicht siegen, sondern begeisterten Mini Clubmitgliedern etwas über das besondere Fahrverhalten des kleinen Kurvenräubers beibringen. Ein Fahrertraining für Fortgeschrittene also.
Tag der offenen (Versuchsgelände-)Tür.
Einen Tag lang öffneten sich die ansonsten streng verschlossenen Tore des BMW Versuchsgeländes in Aschheim bei München. An vier Stationen wurde unter Anleitung erfahrener Instruktoren geübt. Kreisbahn, Bremsen und Ausweichen, ein knackiger Rundkurs und ein durchaus anspruchsvoller Slalomparcours boten ein abwechslungsreiches Training. Der heftige Dauerregen, zum ersten Mal übrigens seit der Premiere vor sieben Jahren, sorgte diesmal für einen rutschigen, aber wenigstens reifenschonenden Untergrund.
Zur Einstimmung hielt Rauno Aaltonen einen kleinen Vortrag im Trockenen. Bei Kaffee und Snacks gab es Wissenswertes übers richtige Lenken und Sitzen zu erfahren. 12 classic Mini waren gekommen, viele zu zweit als Team, bei dem sich die Fahrer abwechselten. In zwei Gruppen ging es dann hinaus aufs Gelände. Von Anfang an zeigte sich, dass es den Teilnehmern ernst war, sie wollten bis an die Grenze gehen. Nicht nur einer legte ungeplante Pirouetten auf den glatten Asphalt.
Follow me.
Der Ablauf war stets derselbe. An jeder Station zeigte zuerst mal ein erfahrener Instruktor, worauf es ankommt. Wenn dann alle Teilnehmer loslegten, bekamen sie über Funk Tipps und Hinweise, wie sie es besser machen könnten. Die enge Rundstrecke war dabei wie geschaffen für die classic Minis. Und auch beim Slalomparcours ließ sich erkennen, warum das kleine Auto mal ein großer Sieger war. Wo sich ausgewachsene Limousinen schwertun, huscht der classic Mini einfach durch.
Nur einer hatte seine liebe Mühe: Martin kam mit einem hellgrauen Innocenti Mini 850. Der 47 Jahre alte unrestaurierte italienische Lizenzbau musste mit 36 PS, schmalen Reifen und der antiquierten Hydrolastic-Federung auskommen. Nein, für Rennen war er nie gedacht gewesen. Nicht mal sein seltenes Faltdach konnte er an diesem Tag öffnen und wenigstens damit punkten. Martin liebt ihn trotzdem und will ihn demnächst von Grund auf restaurieren.
Frauenpower.
Erstaunlicherweise waren diesmal nur wenige Frauen dabei, vielleicht ein Zufall. Denn MINI und classic Mini haben eine große weibliche Fangemeinde. Melena ist dafür schon zum sechsten Mal dabei. Zusammen mit ihrem Partner Christoph ließ sie den sehr schön restaurierten, leuchtend orangefarbenen Cooper durch die Pylonen wedeln. Der zweite Platz bei der Gleichmäßigkeitswertung war ihr verdienter Lohn, Christoph räumte die schnellste Zeit ab.
Glücklich mit nassen Füßen.
Trotz Dauerregens und allseits tropfnasser Füße waren am Abend alle begeistert, und jeder hatte etwas dazu gelernt. Der von BMW vorsorglich bereitgestellte Mechaniker musste kaum mal ran. Und außer ein paar Pylonen wurde auch nichts an- oder gar kaputt gefahren.
Rauno Aaltonen gab zuletzt noch Autogramme und signierte sogar die Motorhaube des Mini Moke, dessen hartgesottener Fahrer den ganzen Tag lang keinen Grund dafür sah, so etwas wie Türen anzubringen. Rauno sagte am Ende: „Wenn im Straßenverkehr alle so begeistert dabei wären wie hier, der Verkehr wäre so viel sicherer.“
Nichts ist wohl motivierender als Freude. Der classic Mini bietet einfach großen Fahrspaß.