Der Rolls-Royce Silver Spirit trat ein anspruchsvolles Erbe an. War doch sein Vorgänger Silver Shadow überaus erfolgreich gewesen und zu diesem Zeitpunkt der mit Abstand meistgebaute Rolls-Royce aller Epochen und Baureihen geworden. Eine echte Herausforderung also für ein Entwicklungsteam mit dem schlichten Auftrag, nicht mehr und nicht weniger als das beste Automobil der Welt zu bauen. Da war es beruhigend, dass Rolls-Royce Entwicklungsleiter Fritz Feller, Österreicher und Wahl-Engländer, bereits den Silver Shadow begleitet hatte, der 1965 präsentiert worden war. Er und sein Team mussten sich einfach nur mal wieder selbst übertreffen.

Der Silver Spirit zeigte sich 1980 mit seinen großen Leuchteinheiten an Front und Heck durchaus als Kind seiner Zeit, die stilistisch gerade, klare Linien und scharfe Kanten favorisierte. Dennoch geriet sein Design markentypisch zurückhaltend, ja fast schon schlicht, was sich meist schon nach ein paar Jahren als Vorteil erweist. Und eine gewisse Zeitlosigkeit schmückt im Grunde jeden Rolls-Royce. Die 5,27 Meter lange und 1,89 Meter breite Karosse stellt auch heute noch jene respekteinflößende Größe dar, die man von einem Wagen dieses Anspruchs einfach erwartet. Die rund 2,2 Tonnen Leergewicht sind ein Tribut an die Solidität und den Luxus, mit dem sein Innenraum die Gäste umsorgt. Da darf es schließlich an nichts fehlen.

Splendid Isolation im Innenraum.

Feinstes Connolly-Leder, Edelholz am Armaturenbrett, Schalter, die rasten wie für die Ewigkeit: Jeder Rolls-Royce feiert das Handwerk als große Kunst. Nur das äußerst schlichte Lenkrad scheint nicht recht zu passen, im frühen Silver Spirit trägt es nicht mal Leder. Doch Rolls-Royce dachte hier damals an den Einsatz mit Chauffeur – glatter Kunststoff lässt sich einfach besser reinigen. Man merke: Nichts an einem Rolls-Royce ist zufällig.

Der bewährte 6,75 Liter große Aluminium-Achtzylinder mit den traditionell verschwiegenen PS sorgt für passenden Vortrieb. auto motor und sport ermittelte beim ersten Test in Heft 9/1981 eine Spitze von 186 km/h und eine Beschleunigung von 11,4 Sekunden auf Hundert. Papierwerte, die den Reiz des fast lautlosen Gleitens auf hydropneumatischer Federung kaum wiedergeben können, umsorgt von der damals wohl besten Klimaanlage der Welt und beschallt von einer Stereoanlage aus deutschen Blaupunkt und japanischen Pioneer Elementen. Nur das Ticken der Uhr, vormals das Lauteste, was man in einem Rolls-Royce hören konnte, war verschwunden. Sie arbeitete jetzt digital.

Das Beste immer besser.

Der neue Silver Spirit passte sehr gut in eine Zeit, deren technische Bedürfnisse sich veränderten. Vor allem Umwelt- und Sicherheitsanforderungen wuchsen. Obwohl er auf dem Vorgänger Silver Shadow aufbaute, war er diesem doch in allen Belangen deutlich überlegen, fortschrittlich im besten Sinne. Je nachdem, was sein Käufer damit vorhatte, konnte er den Silver Spirit auch mit um zehn Zentimeter längerem Radstand wählen, er hieß dann Silver Spur und war zeitweise sogar die beliebtere Variante. Über die Bauzeit modellgepflegt übertraf der Silver Spirit letztlich seinen Vorgänger Silver Shadow und machte erst 1998 dem Silver Seraph Platz.

„Well done!“, möchte man also ausrufen, doch mehr als ein aristokratisch vornehmes Kopfnicken verbietet schon die Tradition.

YouTube-Tipps:

Doug DeMuro stellt seine Neuerwerbung Rolls-Royce Silver Spur von 1996 vor. So geht echte Begeisterung!

https://www.youtube.com/watch?v=cnAUnGjMd5U

Ein Rolls-Royce Werbefilm über den neuen Silver Spirit mit Bildern auch aus der Test- und Erprobungsphase (leider nur mäßige Bild- und Tonqualität)

https://www.youtube.com/watch?v=6RK-q1wCBLA

Rolls-Royce PR-Film von 1996

https://www.youtube.com/watch?v=EbCfF_Ikl8o