Wilhelm Schmid hat zwei Leidenschaften: Autos und Uhren. Der ehemalige BMW Manager und Fan klassischer Roadster ist CEO der sächsischen Uhrenmarke A. Lange & Söhne, seit 2012 Hauptpartner des Concorso d’Eleganza Villa d’Este. Das exklusive Oldtimer-Treffen am Ufer des Comer Sees stand dieses Jahr unter dem Motto „Hollywood on the Lake“. Speziell für BMW Group Classic nahm sich Wilhelm Schmid Zeit für einen Rundgang über das weitläufige Parkgelände. Der Weg führte ihn selbstverständlich auch zu BMW Klassikern.
Auch nach über 60 Jahren ist der BMW 507 ein Roadster, wie er eleganter und sportlicher nicht sein könnte. Das erkannte auch die Hautevolee der Golden Fifties. Zu den Besitzern der nur 252-mal gebauten Design-Ikone gehörten Stars wie Elvis Presley, Alain Delon und Ursula Andress. Wilhelm Schmid begeistert die gelungene Verbindung von technischer Raffinesse und klarer Gestaltung: „Der Designer Albrecht Graf von Goertz war getrieben von der Suche nach der perfekten Form. Insbesondere das richtige Verhältnis von großzügigen Flächen und geschwungenen Linien hat ihn fasziniert. Aber er hat auch gezielt kleine Dissonanzen eingesetzt, um jeden Anflug von Langeweile zu vermeiden, ohne dabei die Harmonie zu gefährden. Das ist vergleichbar mit der Gestaltung einer Uhr von A. Lange & Söhne, bei der die Designer vor einer ähnlichen Herausforderung stehen. Nur dass hier schon der Bruchteil eines Millimeters die Aussage komplett verändern kann.“
Mit seiner klassischen Pontonform war der ebenfalls von Graf Goertz entworfene und zeitgleich bei der Frankfurter Automobilmesse 1955 präsentierte BMW 503 ein bewusster Gegenentwurf zum „Barockengel“. Wie der BMW 502 wurde der als Coupé oder Cabrio erhältliche Sportwagen von einem 3,2-Liter-V8-Motor angetrieben. Schwer beeindruckt erklärte der berühmte italienische Designer Battista „Pinin“ Farina den BMW 503 zum schönsten Auto der Messe.
An einem Aston Martin DB5 kann Wilhelm Schmid allerdings auch nicht vorbeigehen – insbesondere wenn dieser tatsächlich in einem James-Bond-Film aufgetreten ist. Mit dem auf dem Concorso d’Eleganza Villa d’Este 2018 ausgestellten Exemplar von 1964 gewann Sean Connery in „Goldfinger“ alle Verfolgungsjagden. Vor Kurzem wechselte die vierrädrige Hollywoodlegende für 4,5 Millionen Dollar den Besitzer.
Der BMW E9 feiert in diesem Jahr sein 50-jähriges Jubiläum. Die Coupé-Variante der E3-Baureihe war Ende der 1960er-Jahre die wohl eleganteste und dank der starken Sechszylinder-Reihenmotoren auch die souveränste Art, sich fortzubewegen. Der BMW 3.0 CS in der Trendfarbe Orange stammt unverkennbar aus den frühen 1970ern. Damals wurde BMW zum Vorreiter einer Bewegung, die die Markenpersönlichkeit in eine schlüssige Formensprache mit klar konturierten Modellreihen übersetzte. „Bei A. Lange & Söhne arbeiten wir nach dem gleichen Prinzip“, erklärt Schmid. „Jede unserer fünf Uhrenfamilien hat ein eigenständiges Profil, und trotzdem würde man jede Lange-Uhr auch ohne Logo auf Anhieb als solche erkennen.“
1970 hatte Bertone mit dem Lancia Stratos 0 auf dem Turiner Automobilsalon für Furore gesorgt – und die Keilform salonfähig gemacht. Die kompromisslose Designstudie begeistert Wilhelm Schmid noch heute. In der Kategorie „Hollywood on the Lake. Stars of the Silver Screen“ wurde das Concept Car seiner Meinung nach völlig zu Recht zum Klassensieger gekürt. Auch der Italiener Giorgio Giugiaro konnte sich der Faszination der Keilform nicht entziehen. Die von ihm gestaltete Karosserie des BMW M1 aus dem Jahr 1978 lässt das deutlich erkennen. Der nur 453-mal gebaute Supersportwagen ist das erste von BMW Motorsport entwickelte Auto und bis heute das einzige mit einem Mittelmotor.
Zum BMW 321 kann Wilhelm Schmid eine besondere Geschichte erzählen. Der Vater von Walter Lange, Gründer von A. Lange & Söhne, besaß einen solchen Wagen. Die Familie fuhr damit in die Schweiz und nach Bayern. Reisen, die für den Sohn unvergesslich blieben. „Der BMW 321 weckte Walter Langes Leidenschaft für schöne Autos, die er sich ein Leben lang bewahrt hat“, erinnert sich Wilhelm Schmid. „Noch Jahrzehnte später schwärmte er vom eleganten Karosserie-Design und der handwerklichen Vollendung bis ins kleinste Detail. Es entsprach seiner Leidenschaft für Präzision, die er später beim Bau mechanischer Armbanduhren ausleben sollte.“
Zum Gedenken an den im Januar 2017 verstorbenen Firmengründer erweiterte A. Lange & Söhne die 1815 Uhrenfamilie. Die 1815 „Homage to Walter Lange“ wurde dem im Januar 2017 verstorbenen Firmengründer Walter Lange zu Ehren entwickelt. Sie vereint all das, was er sich wohl unter einer perfekten Uhr vorgestellt hätte: Äußerlich auf das Wesentliche reduziert, überzeugt sie im Inneren mit einer unauffälligen, aber technisch interessanten Komplikation ̶ einer springenden Zentralsekunde mit Start- und Stoppfunktion, die auf eine 150 Jahre alte Erfindung seines Urgroßvaters Ferdinand Adolph Lange aus dem Jahr 1867 zurückgeht.
Autor: A. Lange und Söhne