Es ist die perfekte Kombination großer Talente. Qualität und Luxus eines Rolls-Royce, verbunden mit einem Antrieb der Superlative. Der Rolls-Royce Silver Seraph löst 1998 den Silver Spirit ab und trägt den prachtvollen Zwölfzylinder des BMW 750iL unter der Haube. Sein Design schlägt eine Brücke von der Historie ins neue Jahrtausend. Er wirkt modern und ist doch sofort als Rolls-Royce erkennbar, nicht nur am monumentalen Kühlergrill mit seiner berühmten „Emily“-Figur als Krönung.
“An all-new motor car for the next millennium“, versprach der erste Prospekt des Rolls-Royce Silver Seraph 1998. Das war nicht übertrieben, denn neben dem neuen Design gab es vor allem unter dem Blech eine echte Revolution. Der erste Rolls-Royce mit einem edlen Zwölfzylindermotor rollte da vor ein staunendes Publikum. 5,4 Liter Hubraum groß und mit V-förmig angeordneten Zylinderbänken auch optisch wahrhaft königlich. Kombiniert mit einer butterweich agierenden Automatik sorgt er für das unvergleichliche Rolls-Royce Gefühl, einer Mischung aus Schweben und Gleiten, der Welt enthoben.
Brüder im technischen Geiste.
Motor und Antrieb des neuen Silver Seraph stammen erstmals aus Bayern und finden sonst im Hightechmodell BMW 750iL Verwendung, auch ein paar Schalter und Armaturen verraten die technische Nähe mancher Komponenten zum Münchner Prestigemodell. Doch das vergisst man schnell, öffnet man erst die Tür des silbernen Seraph.
Fasziniert fällt der Blick auf das unvergleichliche Walnussholz-Furnier, in dem sich 150 Stunden penible Handarbeit spiegeln. Natürlich duftet es nach Leder, die insgesamt elf Connolly-Rindslederhäute sind mit doppelter Naht verarbeitet, sprich äußerst haltbar und strapazierfähig. Der selbstbewusste Spruch, ein einziger Rolls-Royce genüge im Grunde fürs ganze Leben, spielt genau auf diese Liebe zu jedem Detail an. Bei penibler Wartung ist er nicht mal übertrieben.
Die Kunst des Schwebens.
Der Silver Seraph ist ein Fahrerauto und damit nicht unbedingt einer jener Rolls-Royce, bei denen man den Chauffeur in gewisser Weise zwingend erwartet. Natürlich wäre auch das möglich, keine Frage, ein Silver Seraph eignet sich prächtig für die stilvolle Vorfahrt vor einen roten VIP-Teppich. Auch ist der Fond bestens geeignet, lange Strecken komfortabel zu bewältigen, doch die besten Plätze sind eindeutig vorn. Es macht einfach Freude, diesen 5,39 Meter langen und 2,4 Tonnen schweren Wagen zu steuern und dabei stets die berühmte Kühlerfigur vorauseilen zu sehen. Die präzise Lenkung reagiert ebenso mühelos auf kleinste Befehle wie der schlanke Hebel am Lenkrad, mit dem sich die Fahrstufen wählen lassen.
Das größte Wunder aber offenbart sich auf Nebenstraßen. Man sieht die Unebenheiten der Straße näherkommen, erwartet die Reaktion des Fahrwerks und dann … geschieht viel weniger als erwartet. Kein Rumpeln, kein Geräusch, höchstens ein sanftes Wiegen. Der Silver Seraph bügelt es einfach weg. Die Art und Weise, wie er das tut, ist ungemein faszinierend, und bald schon will man nie mehr anders unterwegs sein als so: zutiefst entspannt, ein wenig entrückt und vor allem befreit von allem falschen Ehrgeiz.
Prädikat: ausreichend.
Dabei könnte er durchaus: Motor und Fahrwerk bieten gewaltige Reserven, die staunen lassen. Diese Leistung wird von Rolls-Royce zwar immer nur schmallippig als „ausreichend“ umschrieben statt mit Zahlen unterlegt, doch darf man beim Silver Seraph hier vielleicht die Messwerte der Redakteure von auto motor und sport nennen. Sie testeten im Juli 1998 den Silver Seraph mit einer Beschleunigung von 8 Sekunden von 0 auf 100 km/h und von 18 Sekunden auf 160. Als Höchstgeschwindigkeit ermittelte die Redaktion 225 km/h und zeigte sich vom Antriebskomfort begeistert. „So forsch und sanft zugleich wurde sie (die Emily) noch nie durch den Fahrtwind gezogen.“
Der Silver Seraph wurde nur vier Jahre lang bis 2002 in einer Auflage von 1.570 Stück gebaut. Gepflegte Exemplare – und nur selten begegnet man anderen – erfreuen sich einer wachsenden Beliebtheit, auch weil sie noch sehr modern und ins neue Jahrtausend passend wirken. 1998 kostete ein Seraph 444.000 DM, mehr als das Doppelte seines Technikspenders BMW 750iL. Doch jeder Käufer eines neuen Silver Seraph dürfte den Preis längst vergessen haben, das Auto aber kann ihm auch heute noch für ein weiteres langes Leben Freude bereiten.
Natürlich hätte er das Geld auch anlegen können, zum Beispiel in Aktien des „Neuen Markts“, die damals als heißer Tipp galten. So betrachtet wirkt dann selbst ein Rolls-Royce fast schon wieder wie ein Schnäppchen.
Es gibt viele sehr unterhaltsame Filme auf YouTube über den Rolls-Royce Silver Seraph. Hier zwei Tipps:
Die englische Kultsendung Top Gear:
https://www.youtube.com/watch?v=zFhB242s9-Y
Eine schöne Testfahrt auf der Isle of White und ein Vergleich mit dem ersten Rolls-Royce Silver Ghost: