Das BMW M coupé ist ein echter Sportwagen und in seiner puristischen Reduzierung eine Fahrmaschine klassischer Prägung. Das Einzige, was vielleicht fehlen könnte, ist eine Straße mit ausreichend Kurven. Kommen Sie mit auf eine Probefahrt zum Concorso d´Eleganza Villa d’Este über einen der schönsten Alpenpässe, den San-Bernardino-Pass.
Ein magischer Moment: die Übergabe des Zündschlüssels. Beim Hineinsetzen ist die Rechnung, die man vorher bezahlen musste, bereits vergessen. Nun darf es also losgehen – endlich! Möchte man diesen Moment mit einem M coupé erleben, ist man definitiv zu spät. Wohl jeder Besitzer eines Klassikers hat sich schon einmal gewünscht, er könnte die Zeit zurückdrehen.
Für eine Testfahrt im M coupé zum Concorso d´Eleganza Villa d’Este aber geschah genau das: die Zeit wurde zurückgedreht. In den neuen und gleichzeitig historischen Räumen der BMW Group Classic in der Moosacher Straße in München wartete ein nahezu unberührtes M coupé auf mich. Eine Mitarbeiterin der BMW Group Classic übergab mir den Zündschlüssel, als wäre es wieder 1998. Nein, ich bin danach nicht aufgewacht, sondern losgefahren.
Gentleman, start your engine.
Das BMW M coupé ist ein Sportwagen. Reduziert auf das Wesentliche. Geduckt, kompakt und angriffslustig. Man steigt nicht in ihn ein, man zieht ihn sich an. Man sitzt auch nicht nur bequem, sondern wird ein Teil des Ganzen. Lenkrad und Schalthebel warten genau dort auf die Hände, wo man sowieso hingreifen würde. Klassische Rundinstrumente informieren über das Wichtigste: Geschwindigkeit und Drehzahl.
Form und Funktion
Ab der B-Säule ist das Z3 coupé ganz anders als der roadster. Seine unverwechselbare Karosserie mit der gestreckten Haube und dem kurzen Heck erzählt vom Mut seiner Schöpfer. Der BMW Z3 roadster verkaufte sich 1998 prächtig, doch auf seiner Basis sollte noch etwas anderes, etwas Außergewöhnliches entstehen. Ein Roadster mit Kombiheck, die Engländer nannten das schon vor Jahrzehnten Shooting Brake. Dieses Design hat eine lange Tradition. Nur baut es kaum einer, denn ein Massenprodukt wird es wohl nie. Zu speziell.
Das Z3 coupé gab es nur mit sechs Zylindern. Ein simples festes Dach reichte seinen Schöpfern nicht, ein Wagen mit einem gänzlich anderen Charakter sollte es werden. So ist das Z3 coupé hinten breiter, rollt auf breiteren Reifen und seine Fahrwerksabstimmung ist straffer. auto motor und sport beschrieb sie, als wären „deren Federn und Dämpfer Teil der eigenen Wirbelsäule“.
Es gibt nur wenige Sportcoupés, die den Fahrer mit der Straße so selbstverständlich verschmelzen lassen. Ist die schnellste Verbindung zwischen zwei Punkten eine Gerade, wird die schönste im M coupé zur Kurve.
Gipfelstürmer
Wer möchte, kann mit dem M coupé lässig mitschwimmen und sich am stets sonoren Auspuffsound erfreuen. Der Klang ist sogar so erfreulich, dass man ein Radio fast schon als störend empfindet. Eine breite Drehmomentkurve macht Gangwechsel weitgehend überflüssig. Steigt der Ehrgeiz des Fahrers aber zum Beispiel beim Anblick eines prächtigen Alpenpasses vor der Windschutzscheibe, kann das M coupé auch anders. Ganz anders.
Mit dem Neigungswinkel der Straße ändert sich synchron auch der Mundwinkel des Fahrers. Beide zeigen nun steil bergauf. Das M coupé wird zur Fahrmaschine, sein Motor giert nach Drehzahl, orchestriert vom kernig brodelnden Sound aus den selbstbewussten vier Auspuffrohren. 321 bzw. 325 PS bei 7.400 Umdrehungen, eine Beschleunigung von 5,4 Sekunden auf hundert, Spitze 250. Und nicht zu vergessen die kompromisslos zupackenden Bremsen, gerade im Gebirge verleihen sie ein beruhigendes Gefühl.
Fahren pur für Selbermacher
Jede Kurve ist anders, anbremsen, schalten, eine saubere Linie halten, vorausschauend fahren, seine Sinne einsetzen. Autofahren als Sport, als Herausforderung, als Kunst. Nicht rasen, verstehen Sie mich nicht falsch, darum geht es hier nicht. Andere wollen auch ihren Spaß, brauchen Platz, Motorradfahrer, Rennradfahrer, und erst die ganz tapferen Helden mit ihren vollbepackten Tourenrädern.
Ein Sportwagen erlaubt mehr Präzision, gibt mehr Rückmeldung, kann alles noch ein Quäntchen besser. Er verschiebt den Maßstab des Fahrers nach oben. Und er erlaubt mehr Fehler, nämlich bei den anderen. Gerade auf Hochgebirgsstraßen trennt sich die Spreu vom Weizen, werden Kurven zu weit innen angegangen, der Gegenverkehr zu spät bemerkt und viel zu lange das Panorama statt die Straße betrachtet.
Das M coupé steht früher, weicht rascher aus und flüchtet flinker nach vorne davon, wenn es sein muss. Es ist sportlich in ganz klassischer Weise. Und lässt jedes Fahrerherz höherschlagen. Man zieht es sich gerne an, aber nur ungern wieder aus.
Ausblicke und Einblicke
Eine Menge Autos wurden bereits als Klassiker von morgen beschworen, meist von ehrgeizigen Verkäufern. Das BMW M coupé ist kein Klassiker von morgen. Denn es ist heute schon einer. Die atemberaubend fortschreitende Digitalisierung unserer Welt verleiht ihm bereits den Status des Exoten. Doch ich finde, was gibt es eigentlich Schöneres, als selbst dorthin zu lenken, wonach einem der Sinn gerade steht?
Es wird wohl gar nicht mehr so lange dauern, bis eine junge Generation auf das M coupé deuten und ehrfürchtig fragen wird: „Du kannst wirklich damit umgehen?“
Was für eine Genugtuung für alle Älteren, wenn sie darauf dann mit „Ja“ antworten dürfen.
Selbst erfahren
Wer jetzt Lust bekommen hat, einen BMW Klassiker mal selbst auszuprobieren, ohne ihn sich gleich kaufen zu müssen, kann sich einen bei uns ausleihen. Vom Sportwagen BMW Z1 über den schicken BMW 3.0 CSL bis zur gediegenen Limousine BMW 2000, von der knuffigen Isetta bis zum eindrucksvollen Rolls-Royce Cabriolet, die Auswahl ist groß. Und ein Z3 coupé ist auch dabei.
Mehr Informationen gibt es hier:
https://www.bmwgroup-classic.com/de/angebote-und-services/bmw-vermietung.html
Zahlen und Fakten
BMW M coupé, gebaut von 1998 bis 2002
Sechszylinder-Reihenmotor mit 321 PS (ab Bj. 2001: 325 PS) bei 7.400 U/min
Vmax: 250 km/h
Leergewicht: 1.445 kg
Stückzahl: 6.291
Neupreis 1998: 95.000,- DM