Der Wolseley Hornet trägt stolz den Namen einer renommierten britischen Automarke und ist doch vor allem ein Mini. Sein zum Stufenheck verlängerter Kofferraum gibt ihm ein unverwechselbares und sehr britisches Aussehen. Mit seinem baugleichen Pendant Riley Elf gehört er heute zu den besonders gesuchten und seltenen classic Mini.
Die britische Automobilindustrie blickt auf sehr erfolgreiche, aber auch äußerst wechselhafte Zeiten zurück. Geniale Konstruktionen und große Marken setzten weltweit Zeichen, doch bleiben manche Managemententscheidungen selbst heute, viele Jahrzehnte später, noch immer rätselhaft und schwer nachvollziehbar. Manchmal aber ließen sie Modelle entstehen, die vielleicht ein wenig skurril wirken, doch großen Spaß machen und sich um Fans und Liebhaber keine Sorgen machen müssen. Vom classic Mini gibt es ein paar Varianten, die mit ihrer sehr britischen Eigenwilligkeit verblüffen. Der Wolseley Hornet und der baugleiche Riley Elf gehören auf jeden Fall dazu.
Insidermarke Wolseley.
Wolseley ist ein britisches Unternehmen, das bereits 1896 begann, motorisierte Fahrzeuge zu bauen. Sein erster Konstrukteur Herbert Austin gründete später sogar seinen eigenen erfolgreichen eigenen Automobilkonzern. In den wirtschaftlich schwierigen 1920er-Jahren wurde Wolseley in den Morris-Konzern integriert, der später mit der Austin Motor Company zur British Motor Corporation (BMC) fusionierte. Nach dem Krieg lebte die Marke weiter, indem besonders luxuriöse Varianten des BMC-Konzerns sich mit dem „W“ von Wolseley schmücken durften. Anfang der 60er-Jahre war dann der Mini dran, ein Wolseley zu werden.
Bestechend schön.
„Früher war mehr Lametta“, meinte einst Opa Hoppenstedt alias Loriot. Beim Wolseley Hornet stimmt das auf jeden Fall. Seine Front trägt den klassisch aufrechten Grill, darunter setzen breite Querleisten mit den darin integrierten Blinkern Akzente, um Kotflügel und Schweller ranken sich schmale Zierleisten, doch die eigentliche Überraschung wartet am Heck. Denn hier ist der Mini, wie ihn jeder kennt und liebt, plötzlich kein Mini mehr, sondern eine kleine Limousine mit Stufenheck und senkrechten, erstaunlich großen Rückleuchten. Satte 22 Zentimeter streckt sich das Heck heraus und eine große Klappe eröffnet einen beträchtlich gewachsenen Kofferraum, der hier auch noch einfacher zu beladen ist als beim kurzen Original.
Bitte mit Stil.
Die flotte Hornisse trägt nach innen ganz den Anspruch britischer Herrenausstatter. Beste Qualität, aber bloß nicht zu modisch. Poliertes Holz am Armaturenbrett erfreut das Auge und die Hände gleiten über hochwertige Polsterstoffe. Zuletzt, in der Mark III genannten Version, gab es sogar echtes Leder. Will der Mini vor allem preiswert und praktisch sein, ein Jedermann- und Jederfrau-Auto, verwöhnt der Wolseley seinen Besitzer mit dem Gegenteil des Verzichts, er ist bereits ein bisschen Rolls-Royce für die Westentasche.
Technik wie jeder Mini.
Unter dem Blech bleibt der Wolseley ein classic Mini wie alle anderen auch. Zuerst befeuerte ihn ein Vierzylinder mit 848 ccm und 34 PS, genug für 118 km/h Vorwärtsdrang. Als weiterentwickelter Mark II und Mark III durfte er auf 998 ccm, 38 PS und 123 km/h wachsen. Doch stehen bei ihm weniger die Fahrleistungen als die besondere Ausstattung im Vordergrund. Wer mehr Performance suchte, für den gab es schließlich den Cooper S.
Insekten und Elfen.
Man könnte den Wolseley Hornet beim ersten flüchtigen Blick mit dem Riley Elf verwechseln, doch es gibt eindeutige Unterschiede beim Grill und den Lufteinlässen. Vor allem das beleuchtete Emblem ist einzigartig und seit 1932 typisch für alle Wolseley Modelle. Auch der Riley trägt einen großen Markennamen, den genau wie Wolseley fern der Insel auf dem Kontinent nur wenige kennen. Die letzte Hornisse brummte im August 1969 vom Band, hier entschwebte dann auch gleichzeitig die Elfe. Beide sind heute gesuchte Raritäten und besondere classic Mini Varianten, die viele noch nie gesehen haben. Umso größer das Hallo, wenn sie dann tatsächlich irgendwo auftauchen. Britischer und liebenswerter geht es kaum.