Haben Sie wie ich früher gerne französische Krimis geschaut? Filterlose Zigaretten, Trenchcoats und Männer mit Charakterköpfen, die nebenbei noch Chansons sangen? Dann ist Ihnen eine Szene wie diese wahrscheinlich vertraut:
Heftiger Regen und starke Windböen in einer südfranzösischen Kleinstadt. Vier Männer mit dunklen Brillen warten in einem Auto gegenüber einer Bankfiliale. Die Straßen sind menschenleer, denn jetzt im Winter ist hier nichts mehr los. Als drei von den Männern aus dem Fahrzeug aussteigen, erkennt man als Zuschauer, es ist ein 5er . Die vier gelben Hauptscheinwerfer ergeben einen beneidenswert schönen Kontrast zum Metallic-Lack der Karosserie. Spätestens an dieser Stelle weiß man, dass man sich auf eine actiongeladene Verfolgungsfahrt freuen darf. Warum eigentlich?
Ein BMW war schon damals eine unausgesprochene Ansage, er stand für Kennerschaft, Überlegenheit und Kompetenz. Auch im Krimi und oft bei den Bösewichtern, die wir doch alle heimlich verehrten. Denn die hatten oft den meisten Spaß. Und die freiere Wahl der Fahrzeuge. Zum einen, weil sie sie nicht bezahlten, aber vor allem, weil in Frankreich die Hüter des Gesetzes natürlich ein einheimisches Modell fahren mussten.
Der erste Fünfer mit Sechszylinder
Es hatte ja bereits schon einmal bestens funktioniert. Der Nullzweier erweiterte ab 1966 die Produktpalette nach unten, nahm aber praktischerweise den Motor des 1800er/2000er gleich mit. Heraus kam ein Mythos, nicht weniger. Im Olympiajahr 1972 präsentierte BMW den 520 als Nachfolger der äußerst beliebten Mittelklassewagen der „Neuen Klasse“, der zwar größer und eleganter geriet als sein Vorgänger, doch erst mal nur wie gehabt einen Vierzylinder bot. Obwohl ja Erik Ode alias „Der Kommissar“ im Fernsehen mit diesem eleganten BMW Sechszylinder-Coupé mit dem schlichten Namen 2500 zur Leiche fuhr. Und das schon seit 1968. Mit anderen Worten, ein größerer Motor war längst im Haus, und was lag näher, als dieses seidenweich schnurrende und bärenstarke Kraftpaket ins neue Modell zu setzen? Gar nichts, es war von Anfang an so geplant gewesen. Heraus kam ein Testsieger, der schlicht 525 genannt wurde.
Einziger Unterschied – vom Schriftzug mal abgesehen: die Motorhaube mit der Hutze, dem „Powerbuckel“. Und ein weiterer Schriftzug im vorderen Kühlergrill. Für die Rückspiegel der anderen. Kleinigkeiten, die aber ihre Wirkung durchaus entfalteten. Was natürlich am meisten gefiel, war der kraftvolle, souveräne Motor, der sehr dezent seine 145 PS an die Hinterräder schickte. Ein weites Drehmomentband sorgte im Alltag für Entspannung. Egal, welcher Gang gerade eingelegt war: Um zu beschleunigen, genügte ein Druck aufs Pedal. Doch die präzise Schaltung stand einem aktiveren Fahren nicht im Weg, im Gegenteil. Für den Sprint von null auf hundert vergingen rund zehn Sekunden, das konnte der 520 nicht, und auch nicht der 520i, der mit 130 PS das Maximum im ersten Produktionsjahr darstellte.
Der 525 verband ganz unterschiedliche Eigenschaften auf herausragende Weise. Er war schnell und souverän, blieb dabei aber komfortabel und leise. Obwohl zum Vorgängermodell deutlich gewachsen, wirkte er dennoch kompakt und schlank, seine großen, hohen Fenster ließen ihn freundlich aussehen und boten einen hellen, ansprechenden Innenraum.
Er besaß den Antriebskomfort der Oberklasse. Viel Konkurrenz hatte er damit nicht. Denn dort musste man sich in aller Regel entscheiden zwischen Komfort oder Sportlichkeit. Beides zusammen war schwer zu kriegen.
Das Fahrverhalten bleibt lange neutral, um dann in ein sich früh ankündigendes und von vielen engagierten Fahrern bevorzugtes Übersteuern zu gleiten. Kein Wunder, dass auch Stuntmen für Autoverfolgungsjagden gerne BMW Modelle fuhren. Mit kaum einem anderen Wagen ließen sich ähnlich spektakuläre Driftwinkel realisieren, die dennoch beherrschbar blieben, als mit einem BMW. Motto: Muss nicht sein, aber es geht, und es geht lange gut. Und der Regisseur ist begeistert.
Wer sich dagegen schon mal an zeitgenössischen Hecktrieblern dieser Epoche versucht hat, egal ob mit 0,5 oder 2,3 Litern, weiß sicher, wovon ich spreche. So gutmütig und gleichzeitig begeisternd zu fahren sind eigentlich nur BMW.
Hier und jetzt:
Wer sich heute einen 525 der ersten Generation des E 12 (1973 bis 1981) zulegen möchte, braucht natürlich etwas Geduld. Aber es gibt ihn noch, natürlich, hat dieses Modell doch längst seine Langzeitqualität unter Beweis gestellt. Vor allem war es der Rost, der seinem Leben ein natürliches Ende setzte, wie bei allen Autos dieser Epoche, egal von welchem Hersteller. Aber nicht jeder Besitzer fuhr ausdauernd im Winter, manche ließen ihren Wagen auch öfter mal in der Garage, stolz gehütet und gepflegt. Die vor allem gilt es zu finden.
Der Fünfer war gut verarbeitet, die Materialien langlebig und robust. Technisch lauern kaum Ersatzteilprobleme und die BMW Szene ist ein eingeschworener und hilfsbereiter Haufen. Auch wir von BMW Classic freuen uns natürlich über jeden ersten Fünfer mit Sechszylinder.
Als alltagstauglicher Klassiker, der heute noch souverän mitschwimmen kann und dazu Platz für die Familie bietet, lässt der 525 schon bald vergessen, wie alt er eigentlich ist. Er macht einfach Freude, seit erstaunlichen 43 Jahren. Und pst, kleiner Tipp: Wenn Sie partout keinen finden in Ihrer Nähe, nehmen Sie einen 528 (ab 1975), der ist zwar tendenziell etwas teurer, aber als Spitzenmodell gut ausgestattet. In ihm genießen Sie alles noch mal ein klein wenig weiter verfeinert. Muss nicht sein, macht aber Spaß. Man muss auch keine Bank überfallen.
Technische Daten BMW 525 von 1973
Preis bei Vorstellung 1973: 17.505,- DM
Sechszylinder-Reihenmotor mit 2,5 Liter Hubraum, 145 PS
Höchstgeschwindigkeit: 194 km/h
Beschleunigung:
0–80 km/h: 7 Sekunden
0–100 km/h: 10,1 Sekunden
Verbrauch je nach Fahrweise: 13–15,5 l/100 km Superbenzin
Gewicht vollgetankt: 1.350 kg
Bereifung: 175 HR 14