Achtzylinder haben bei BMW eine lange Tradition. Genau wie das Kombinieren kraftvoller Maschinen mit kompakten Karosserien. Der Achtzylinder aus dem 7er schuf als 540i einen außergewöhnlichen 5er. Als touring gesellte sich noch ein hoher Nutzwert hinzu.
Das Spiel mit Möglichkeiten ist stets äußerst reizvoll. Gerade wenn es um Motoren geht, die auch in andere, vorzugsweise kleinere Karossen passen würden. Weniger Gewicht bedeutet dann fast schon automatisch bessere Fahrleistungen, was sich ganz selbstverständlich auch auf die Mundwinkel des Fahrers auswirkt. Die weisen nämlich steil nach oben. Der legendäre BMW 2002 ist da wohl das beste Vorbild. Warum also nicht den bulligen Achtzylinder des 740i im kleineren 5er probieren. Würde er denn passen?
Hab acht.
Ja, tut er. Und wie. Er fügte sich 1992 so vollständig in die Serienhaut der E34 genannten 5er Baureihe (1987–96) ein, dass es der breiteren, an den 7er erinnernden Niere vorne kaum bedurft hätte. Doch wenigstens das unterschied ihn anfangs von seinen bescheidener motorisierten Geschwistern. Sogar vom brachialen M5. Allerdings nur zwei Jahre lang. Denn ab 1994 schmückte alle 5er das sehr gefällige Gesicht des 540i.
Innere Werte.
Der 540i trug ohne Zweifel den Pelz nach innen. Für Menschen mit ausgeprägtem Drang, der Welt ihren Status möglichst auffällig mitteilen zu müssen, war er darum eher eine Katastrophe. Doch für alle, die lieber fahren und genießen wollten, bot er mit 286 PS und dem bulligen Drehmoment von satten 400 Nm überlegene Fahrleistungen.
Bei seiner Präsentation 1992 gab es nur die Limousine und eine sanft die Gänge wechselnde 5-Gang-Automatik, neu entwickelt für den 540i. Innerstädtisches Gleiten oder schnelles Reisen auf freien Autobahnen: Der 540i konnte beides und zwar sehr mühelos. 1993 kam dann der touring hinzu und mit ihm auch alternativ ein 6-Gang-Schaltgetriebe. Es ließ sich BMW typisch leichtgängig und präzise bedienen.
Lob ohne Tadel.
Redakteur Klaus Westrup zeigte sich im auto motor und sport Heft 23/1992 begeistert vom neuesten Modell. Er testete zwar die Limousine, doch das spielte bei seinem Urteil keine Rolle. „BMW hat mit dem 540i die Spitze in der Automobilbaukunst in die mittlere Baureihe verpflanzt. Darin liegt der Reiz dieses Autos und auch eine Versuchung.“ Westrups Fazit gipfelte im Lob, hier eines der besten Autos der Welt zu fahren.
Hohe Leistung, hoher Preis?
Wie alle Spitzenversionen einer Modellreihe trug auch der 540i touring ein selbstbewusstes Preisschild: 89.500 DM. Mindestens. Den weitaus bürgernäheren 520i gab es dagegen schon ab 54.300 DM (1993). Der 540i touring sollte eben für das Beste stehen, was möglich war, und solcherart machte er seine Sache sehr gut. All jene, deren Budgets das nicht hergaben, konnten sich unter genügend Vier- und Sechszylindern, Diesel oder Benziner-Varianten umsehen, die 5er Reihe war enorm breit aufgestellt und auch deshalb ein großer Erfolg. Neben allen sachlichen Argumenten sollte Träumen erlaubt sein. Von einem Achtzylinder träumt es sich eben besonders süß.
Das Kraftfahrtbundesamt meldet für 2015 einen Bestand von 304 BMW 540i touring (E34). Es gibt sie also noch. Ihr Nutzwert ist geblieben, nur ihr Liebhaberwert verändert sich. Der steigt nämlich. Was aber noch viel wichtiger ist als eine mögliche Rendite, ist die Freude an diesem einzigartigen Motor. Doch Vorsicht ist geraten, es besteht nämlich akute Suchtgefahr.