Eine geschwungene Landstraße bis zum Horizont. Vielleicht ein paar Berge links und rechts zur Dekoration. Am blauen Himmel nur wenige weiße Bauschen. Welches Auto würde jetzt perfekt passen? Natürlich ein offener Roadster mit langer Motorhaube und zwei passgenauen Sitzen. Einer mit sportlichem Lenkrad und dahinter Armaturen, die Vorfreude wecken, denn ihre Skalen reichen weit nach oben. Schnell noch die Mütze etwas tiefer in die Stirn gezogen, den Startknopf gedrückt und los geht’s Richtung Horizont.
Dieser schöne Traum vom perfekten Fahren ist zwar nicht ganz so alt wie das Automobil selbst, aber fast. Und er gilt noch heute − der BMW Z4 erzählt auf sehr moderne Weise davon. Bei BMW träumte man ihn 1934 zum ersten Mal. Und das gleich auf eine Weise, als hätte man nie etwas anderes gemacht, als eben von genau solchen Sportroadstern zu träumen. Eine Rennstrecke hätte gut als Name gepasst − oder ein mondäner Ort. Doch der neue Roadster gab sich bescheiden als BMW 315/1. Er ist klein, wenn man vor ihm steht, aber seine Proportionen sind hinreißend perfekt. Er streckt sich mit einer langen Motorhaube und geschwungenen Kotflügeln weit nach vorn, sein Kühler ist schräg angespitzt, die Türen sind tief ausgeschnitten, die hinteren Räder aerodynamisch abgedeckt, und dann fließt dieses Versprechen auf Rädern auch noch in einer eleganten Kurve, einer Brandungswelle gleich, nach hinten aus. Keine Stoßstange stört diese Linien, kein aufragendes Nummernschild, selbst das zu dieser Zeit so wichtige Ersatzrad verbirgt sich unter einer kreisrunden Klappe. Seine Schöpfer machten keine Kompromisse, nirgends. Sie schufen so ein Ideal: den Sportroadster schlechthin.
Neue Modelle, neue Ideen.
Anfang der 1930er-Jahre erfand sich BMW neu als Automobilhersteller. Das 1928 erworbene Dixi-Werk in Eisenach bildete dafür die Grundlage. Der dort in Lizenz gebaute Austin Kleinwagen erhielt das BMW Emblem und einige Verbesserungen. Doch man wollte mehr, kündigte den Lizenzvertrag und entwickelte in rascher Folge eigene Modelle. Der BMW 315 löste 1934 den 303 ab. Es gab ihn als Limousine, als halboffene Cabrio-Limousine mit großem Sonnendach oder als Cabriolet. Ein technisches Merkmal war sein Zweivergaser-Sechszylindermotor mit 1,5 Liter Hubraum und 34 PS, er war ausdauernd und sehr laufruhig.
Von der Pflicht zur Kür.
Der neue BMW 315 kam gut an, doch eine ganz besondere Version stahl allen anderen die Show: der schlicht BMW 315/1 genannte Roadster. Ein betörender kleiner Flitzer mit drei Vergasern und 40 PS, das reichte bei einem Fahrzeuggewicht von nur 750 kg für alle Straßen, die da kommen sollten. 120 km/h Spitze waren in den 1930ern eine echte Ansage. Wer damit noch nicht zufrieden war, konnte kurz darauf den BMW 319/1 mit 55 PS ordern, der schaffte 130. „Eine Rakete“, haben die Jungs am Straßenrand damals gerufen.
Der neue Roadster war nicht nur schön und schnell, sondern auch ein prima Sportgerät. Sein Fahrwerk mit Einzelradaufhängung vorne und Starrachse mit Halbelliptikfedern hinten, kombiniert mit hydraulischen Hebelstoßdämpfern, war der Leistung angemessen. Er startete erfolgreich bei vielen Rennen, gerade in den Bergen war er von Anfang an vorne dabei. Er legte den Grundstein zu einem weiteren Sportroadster, der nur wenige Jahre später zum Maßstab seiner Klasse werden würde, dem BMW 328.
Leider durfte der Traum vom Sportroadster für die meisten Fans nie wahr werden. 5.200 Reichsmark waren 1934 sehr viel Geld und der Besitz eines eigenen Wagens nur wenigen möglich, die meisten fuhren Trambahn oder Fahrrad. So wurden vom BMW 315/1 nur 230 Stück gebaut, vom stärkeren BMW 319/1 gerade mal 178. Manche Autos sind eben irgendwie zu schön, um wahr zu werden.