Topagenten ihrer Majestät, der Königin von England, sind weniger für ihren entspannten Fahrstil oder den pfleglichen Umgang mit den ihnen anvertrauten Fahrzeugen bekannt. Wenn sie dann noch James Bond heißen, gelingt ihnen zwar immer die Rettung in letzter Sekunde, doch bezieht sich das explizit nicht auf ihren jeweiligen Untersatz. Was mit einer im Kern doch so friedlichen BMW R 1200 C möglich ist, zeigte uns Pierce Brosnan alias James Bond 1997 in „Der Morgen stirbt nie“. Oder besser gesagt Stuntman Jean-Pierre Goy, der ein noch nie dagewesenes BMW Motorrad gleich mal zum Filmstar machte. 

Was James Bond so spektakulär präsentierte, dass man sich bis heute daran erinnert, war der ebenso mutige wie entschlossene Vorstoß von BMW in eine ganz neue Klasse – der Cruiser. Eine Mischung aus Nostalgie, sattem Klang und viel Chrom, dazu mit einer tiefen und sehr lässigen Sitzposition, ganz Captain Cool sozusagen. Ein Cruiser fordert nicht zum Ampelduell, will auch nicht quer durchs Bachbett den nächsten Berg empor – ein Cruiser ist perfekt für den entspannten Feierabendritt in den Sonnenuntergang mit Zwischenstopp an der Strandbar. Die lässige Art des Motorradfahrens eben und überaus reizvoll dazu. 

Den Büffel reiten.

Bereits 1993 präsentierte BMW den neuen Vierventil-Zweizylinderboxer, der in der R 1200 C noch eine Hubraumerweiterung auf 1.170 Kubikzentimeter erfuhr, aber nur vergleichsweise niedrige 61 PS leistete. Die Ingenieure suchten vor allem nach sattem Drehmoment und so lagen bereits bei 3.000/min die maximalen 98 Nm an. Man verglich die Drehmomentkurve bei der Präsentation im amerikanischen Tucson mit einem Bisonrücken, steiler ansteigend, flacher auslaufend, ein perfektes Symbol für Kraft und Ausdauer. Die Höchstgeschwindigkeit von 168 km/h war dabei nicht so wichtig und reichte fürs entspannte Vorwärtskommen allemal. Zwei große Bremsscheiben vorne und eine hinten sorgten dabei für kompromisslose Sicherheit. Sogar einen Katalysator gab es serienmäßig von Anfang an. 

Ikone neu gedacht.

Designer David Robb erschuf mit der R 1200 C eine technische Skulptur, die man so vorher noch nirgends gesehen hatte. Dazu musste ein völlig neuer Rahmen aus Stahl und Aluminium-Komponenten konstruiert werden, einzig die Telelever-Gabel stand vorher schon fest, sie war bereits zu einem BMW Markenzeichen geworden. Besonders markant trat hier auch das edel wirkende Verbindungsstück zwischen Motor und Telelever-Stoßdämpfer hervor. Eine klappbare Rückenlehne diente bei Bedarf als Sattel für den Sozius, es war aber auch ein großer Sattel lieferbar. Überhaupt ließ sich die R 1200 C individuell mit verschiedenen Lenkern, Schilden oder Taschen ausstatten. 

Nur eine Generation.

Die BMW R 1200 C erregte nach ihrer Präsentation überall ziemliches Aufsehen, wenn sie irgendwo auftauchte. Sie verkaufte sich gut, ließ sich aber vom Hubraum nicht mehr erweitern. Auch das mochte letztlich einer der Gründe gewesen sein, warum man sich 2004 dazu entschloss, die Serie ohne Nachfolgemodell auslaufen zu lassen. Heute genießt sie nicht nur ihren wachsenden Kultstatus, sondern erfreut sich dazu einer Wertstabilität, die ihren Besitzern sogar dann noch ein breites Lächeln beschert, wenn sie gar nicht damit fahren. Cruiser-Feeling eben.

 

YouTube-Filmtipp:

Eine zeitgenössische Präsentation der BMW R 1200 C „Independent“:

https://www.youtube.com/watch?v=JyaHFMs-wl0