Wer ihn einmal gesehen hat, vergisst ihn nicht mehr. Ottfried Fischer als Benno Berghammer, der Bulle von Tölz, verlieh der Fernsehserie Charakter, Witz und einen Kommissar voller bayerischer Kauzigkeit. Sein Dienstwagen durfte darum gar nicht gewöhnlich sein. Der BMW 635CSi bot die Größe, die Motorleistung und die Präsenz, um auch neben einem echten Star zu bestehen. Warum nur aber hatte er keinen Beifahrersitz?

Die Mama wieder. Nörgelt hinten auf dem Rücksitz, statt froh darüber zu sein, von ihrem vielbeschäftigten Sohn überhaupt mitgenommen zu werden. Wer im gestandenen Mannesalter noch zu Hause bei der Mutter lebt, braucht ein dickes Fell. Kommissar Benno Berghammer hat es ganz sicher, seine stoische Ruhe lässt er sich von nichts und niemandem nehmen, nicht mal von der eigenen Mutter. Oder fast nicht. Ruth Drexel als Resi Berghammer konnte an sturer Eigensinnigkeit jedenfalls gut mithalten.

„Der Bulle von Tölz“ war eine Traumrolle für den Schauspieler und Kabarettisten Ottfried Fischer, der natürlich auch ein ganz besonderes Polizeiauto haben musste. Der BMW 635CSi überrascht zuerst, denn als elegantes Coupé hat er so gar nichts von einem schnöden Dienstwagen, im Gegenteil. Sechs Zylinder mit satten 218 PS schieben auch ein Schwergewicht vom Format eines Ottfried Fischer munter zum Tatort, wenn es sein muss, in knapp über sieben Sekunden auf hundert. Als die erfolgreiche Fernsehserie 1996 startete, war so ein BMW 6er Coupé noch ein Gebrauchtwagen und mitunter keine zehn Jahre alt, durchaus erreichbar also für einen bayerischen Beamten, wenngleich auch damals etwas Besonderes. Und das sollte dieser auffällige Wagen auch sein: besonders.

Warum aber hatte er keinen Beifahrersitz? Ottfried Fischer sagte mal, es sei eine Hommage an die ebenfalls Kultstatus erreichende Serie „Irgendwie und Sowieso“. Dort fuhren viele außergewöhnliche Autos durchs Bild, unter anderem ein weiterer BMW, das Modell 3200 mit legendärem V8-Motor, liebevoll „Barockengel“ genannt. Elmar Wepper spielte dort einen Autoschrauber mit eigener Werkstatt, in einer Folge lenkte er ein Cadillac Eldorado Cabrio ohne vordere Sitzbank, stattdessen gab es einen dürren Gartenstuhl aus Holz. Richtig erklärt es sich so zwar auch nicht, doch der fehlende Sitz im Kommissar BMW blieb ein Running Gag der Serie und wurde rasch Kult. Schon deshalb durfte sein Geheimnis wohl nie ganz erklärt werden.

Der schicke Polizeiwagen wurde allerdings selbst mal Opfer böser Buben, bei Dreharbeiten im Jahre 2001 wurde er nämlich gestohlen. Die entsetzte Filmcrew alarmierte die Polizei, diese löste eine Großfahndung aus, und tatsächlich gelang es, den Fahrer und seine prominente Beute auf einer Autobahn zu stellen. Der Langfinger hätte sich wohl besser kein „Einsatzfahrzeug“ aussuchen sollen, obendrein wurden Ottfried Fischer und seine Kollegin Katerina Jakob ja zu bayerischen Ehrenpolizisten ernannt. Keine kluge Wahl, gerade ihnen den Wagen zu stehlen.

Nach 69 Episoden endete die Serie im Jahr 2009, das prominente Dienstauto befindet sich heute in Sammlerhand. Wie so viele Coupés dieser Baureihe, die längst zum Klassiker reifen durfte. Unklar ist, ob es mittlerweile wieder seinen Beifahrersitz tragen darf, historisch korrekt wäre es jedenfalls nicht. Der Bulle von Tölz saß vorne stets allein. Er, der Grantler, wird schon seine Gründe gehabt haben. Vielleicht wegen der Mama.

 

Technische Daten: BMW 635CSi (E24)

Bauzeitraum: 1978 bis 1989

6 Zylinder Reihenmotor mit 160 kW (218 PS)

Beschleunigung 0 – 100 km/h: 7,6 s, Vmax: 222 km/h

Preis 1982: 50.400,- DM

Gebaute Stückzahl des Modells 635CSi: 45.215

Fanpage zur Serie: http://www.derbullevontoelz.de/

Bulle von Tölz MUSEUM: http://www.dasbullevontoelzmuseum.de/