Jeder Fahrer eines Klassikers kennt und schätzt das Gefühl der Verbundenheit, wenn er am Steuer sitzend einem Gleichgesinnten begegnet. Man hebt die Hand und grüßt einander, die Marke spielt dabei kaum eine Rolle. Genau in diesem Geist stehen auch die neuen, regelmäßigen Einladungen der BMW Group Classic in ihre Zentrale an Münchens Moosacher Straße. An jedem ersten und dritten Samstag des Monats sind über den Sommer hinweg alle Klassiker-Liebhaber willkommen, egal, was sie fahren. Das Motto „Wheels & Weißwürscht“ sagt im Grunde alles, den bayerischen Frühstücks-Klassiker gibt’s als Schmankerl umsonst.
An diesem strahlend schönen Maitag findet das Treffen bereits zum zweiten Mal statt, zur Einstimmung warten bereits BMW M1, 700, 303 und Mini Pickup vor den Hallen. Der Parkplatz im Innenhof der Zentrale füllt sich rasch. Es hat sich also schnell herumgesprochen, umso besser. Wer rechtzeitig kommt, kann sich an den gemütlichen Tischen des Cafés „Mo 66“ zurücklehnen und den Korso der Ankommenden betrachten. Es ist ja immer diese besondere Mischung der Fahrzeuge, die solche Klassikertreffen reizvoll machen. Man weiß vorher nie, was man zu sehen bekommt. Es wird auch an diesem Samstag eine ziemlich abgefahrene Mischung.
Echte Beziehungskisten.
Da gibt es zum Beispiel die fröhliche Kärntnerin Susanne Marack, die ihren schwarzen Porsche im Werks-Turbo-Look beherzt in die freie Lücke lenkt. Der Wagen überrascht dabei weniger als die besonderen Erinnerungen, die sie mit ihm verbindet, und die so weit gehen, dass sie sich die Fahrgestellnummer auf den Oberarm tätowieren ließ. Es dürfte also eher zwecklos sein, sie zu fragen, ob sie den Wagen verkaufen würde. Doch auch an Herrn Buchanec würde ein solches Ansinnen nur abprallen, sein rotes BMW 325i Cabrio (E 30) kaufte er einst neu. Er kommt zusammen mit seinem längst erwachsenen Sohn und sagt: „Hier sehen Sie den Erst- und den Zweitbesitzer.“
Ganz anders ist das bei Max Josef Holzmüller und seinem rund zwanzig Jahre alten Alpina B10 V8. Unter der Haube dieses optisch eher zurückhaltenden Fünfers stecken 4,6 Liter Hubraum und 340 PS. Der Wagen lief vor ein paar Monaten noch in Japan, wo er sehr gepflegt wurde, aber nur selten Auslauf bekam. Um überhaupt zurück nach Deutschland zu dürfen, musste der Wagen ein teures Strahlungsgutachten vorweisen. Doch das war das Problem des Verkäufers, lächelt Holzmüller über seine Neuerwerbung.
Ein echter Exot ist auch der toprestaurierte BMW 2000 tilux von Herrn Lindauer. Natürlich nicht bei uns, sondern gleich nebenan. Das Auto fand den Weg nämlich gebraucht von Westberlin in die DDR und diente wohl als Honorar für eine künstlerische Arbeit. Inmitten einer Nation im bläulichen Zweitakt dürfte es ziemlich aufgefallen sein. Erst 2005, lange nach der Wiedervereinigung, rollte es wieder zurück in seine bayerische Heimat.
Ein echtes Kultauto besitzt Peter Kugland. Sein Renault Alpine A110 im typischen Blaumetallic wurde 1976 gebaut und leistet im Moment stramme 110 PS. Diese leichten und engen Kunststoffflundern gewannen zweimal die Rallye Monte Carlo, erfordern mit ihrer ausgeprägten Hecklastigkeit allerdings einen echten Könner am Volant. „Jeune pour toujours“ prangt auf der Windschutzscheibe, bei uns besser bekannt als „Forever young“. Na dann.
Ulrich Safferlings VW 1600 TL fällt schon von Weitem durch die Farbgebung auf: Blau und Orange im „Gulf“-Stil der 60er. Eigentlich etwas übertrieben für eine 54 PS leistende Familienkutsche. Doch das serienmäßige VW Balticblau liegt wirklich sehr nah am originalen Gulf-Farbton. Die Idee dazu löste ein kleines Modellauto aus, das sein Besitzer stets dabeihat. Die einst als „Traurige Lösung“ verspotteten VW 1600 TL sind heute begehrt und selten, gerade jene aus der ersten Serie mit kurzem Bug.
Der leuchtend orangefarbene BMW M1, den Michael Stahmer seit fünfzehn Jahren besitzt und der davor sein langgehegter Traum war, beeindruckt mit perfektem Pflegezustand. Stahmer arbeitete bei BMW, inzwischen ist er im Ruhestand, doch die Verbindung zur Marke ist ungebrochen. Für ihn sind solche Treffen eine gute Gelegenheit, dem Traumwagen mal wieder eine gemeinsame Runde zu gönnen.
Jens Grosser ist einer der wenigen Motorradfahrer, die sich an diesem Tag unter die Vierrädrigen mischen. Da darf sich dann seine englische BSA aus dem Jahr 64 schon etwas Gehör verschaffen, wenn ihr Parallel-Twin mit 650 ccm Hubraum über den Vorplatz bollert. Das kann der golden leuchtende Ford Mustang der ersten Serie natürlich auch. Er erzählt ebenso vom Hubraum – der durch nichts zu ersetzen ist, außer durch noch mehr Hubraum – wie das „Batmobile“ Chevrolet Impala Cabrio. Bei ihm künden ausufernde Flossen von einer Zeit, die ihre Träume radikal in Blech presste und den Gebrauchswert dabei zur Nebensache schrumpfte.
Na, dann bis zum nächsten Mal.
Dies war nur ein kleiner Ausschnitt aus all den Besonderheiten, die an diesem Tag zur BMW Group Classic fanden. Würde sich die ganze Welt so gut verstehen wie die Klassikerfahrer untereinander, sie hätte wohl keine echten Sorgen mehr. Bei „Wheels & Weißwürscht“ konnte man es wieder erleben. Wir freuen uns schon aufs nächste Mal.
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