Alle wussten, das wird hart. 6.000 Kilometer Nebenstraßen und ein enger Zeitplan forderten Piloten und Material gleichermaßen. Die Allgäu-Orient-Rallye 2017 ist eine der längsten Langstreckenrallyes der Welt und ausschließlich mindestens zwanzig Jahre alten Gebrauchtwagen vorbehalten. Die BMW Group Classic unterstützte das Team „5ever“, das mit drei BMW 520i touring der Baureihe E34 an den Start ging und sich tapfer über die Türkei und Israel bis ins Ziel nach Jordanien kämpfte. Der 2. Platz war die Belohnung.

Ein ehemaliger Militärübungsplatz mitten in der Türkei. Alle Rallyefahrer stehen nebeneinander aufgereiht an einer staubigen Piste, ihre schon etwas mitgenommenen Autos warten gegenüber, natürlich vollbeladen. Nach dem Startsignal rennt ein wilder Haufen los, springt in die Autos und gibt Vollgas. Ein klassischer Le-Mans-Start. Und ein echtes Rennen, bei dem am Ende der Schnellste gewinnt. Keiner nimmt Rücksicht auf sein Auto, wieso auch, es musste ja mindestens zwanzig Jahre alt sein oder durfte höchstens 1.111,– Euro kosten, da sind Beulen längst egal. Staub hängt in der Luft und der Geruch von Kupplung und verbranntem Gummi. Team „5ever“ wird hier Fünfter, immerhin. Aber das war nur eine von vielen Sonderprüfungen dieser an Abwechslung nicht gerade armen Rallye.

Allgäu-Orient-Rallye – eines der letzten großen automobilen Abenteuer.

Die Allgäu-Orient-Rallye ist eine der weitesten Langstreckenrallyes der Welt. Die Bedingungen sind hart und sie folgen konsequent dem Prinzip der maximalen Kostendämpfung. Kein Luxus, kein Hightech, dafür Nebenstraßen satt. Das Team „5ever“ wählte den BMW 520i touring (E34), denn sein drehmomentstarker Sechszylinder mit 150 PS gilt als sehr robust und langstreckentauglich. Außerdem gibt es noch eine Vielzahl günstiger Angebote am Markt. BMW Group unterstützte das junge Team bereits bei der Suche und technischen Vorbereitung der Fahrzeuge, wir berichteten schon darüber.

Start in Oberstaufen bei Dauerregen und Kälte.

Bei heftigem Dauerregen war es am 7. Mai in Oberstaufen im Allgäu losgegangen. Das Team „5ever“ sind sechs junge Freunde, die sich bereits lange kennen. Initiatorin Julia Hiltrop (32) und Organisator Adil Sbai (31) hatten die Idee, Sofia „Soffa“ Wieczorek (26), Sebastian „Basti“ Schulz (30), Andreas Zachai (28) und Regina Herz (29) schlossen sich begeistert an. Flott ging es über Österreich nach Ungarn und von dort weiter nach Serbien. Da Autobahnen tabu waren, konnte hier durchaus auch mal ein Feldweg dabei sein.

Kurz vor der türkischen Grenze gab es die ersten Probleme. Doch die beiden BMW Mechaniker von Borusan Oto brauchten gerade mal zwei Stunden, um mit ihrem BMW X3 vor Ort zu sein. Da sie schon mal da waren, halfen sie gleich noch zwei weiteren Teams. Weiter ging es über den Bosporus nach Kleinasien, wo sich ein Auswahlteam der Rallyeteilnehmer mit den Senioren der türkischen Nationalmannschaft bei einem Fußballspiel messen musste. Immerhin gelang ein Sieg und „5ever“-Teammitglied Basti konnte ein Tor zum 3:1-Sieg beisteuern.

Das anfangs beschriebene äußerst verschleißfördernde Rennen auf dem ehemaligen Militärgelände bei Ankara könnte dann auch Mitverursacher eines Motorschadens gewesen sein, der einen der drei BMW 5er touring im türkischen Denizli ereilte. Zylinderkopf, Kühler, Ölpumpe – nicht eben das, was mal schnell am Wegesrand zu beheben ist.

Türkischer Pannendienst der Extraklasse.

Die Hilfe von BMW Öztürk war überwältigend. Über Nacht zauberten die Mechaniker den Touring zurück auf die Straße. Basti und Sofia konnten einsteigen und das Team „5ever“ weiter im gewohnten Dreierpack kreuz und quer durch die Türkei fahren. Die Straßen waren jetzt fast immer steinig, steil und einsam, aber dafür kam das Team an Orte, die kaum ein Tourist je kennenlernt.

Ab in die Wüste. Israel und Jordanien warten.

Nach Israel ging es mit dem Flugzeug, die Autos brachte separat eine Fähre. In Haifa stiegen die Teams wieder ein. In Jaffa wurde ein Anlasser repariert, obwohl sich immer Leute fanden, die gerne anschieben halfen. Hier besuchten Regina und Andi eine Schule, die allen Konfessionen offensteht, und verteilten Geschenke an die Kinder. Denn auch das will die Allgäu-Orient-Rallye sein: eine Brücke zu anderen Kulturen, die Menschen einander näherbringt. Im Konvoi reiste das gesamte Feld auch zum Grabmal David Ben-Gurions, Mitbegründer des Staates Israel. Über einen Stopp am Toten Meer ging es nach Jerusalem, von dort dann durch die Wüste Negev und ins Wadi Rum, dem Ziel. Die letzten 3.000 Kilometer völlig pannenfrei.

Knapp vorbei am Kamel.

Hart, weit, anstrengend – eben eine echte Rallye. Doch am Ende schwärmte das Team „5ever“ von der tollen Solidarität unter allen Startern und der überwältigenden Gastfreundschaft besonders in der Türkei. Der 2. Platz in der Gesamtwertung kam als unerwartete Belohnung noch hinzu, knapp vorbei also am Hauptgewinn, einem ausgewachsenen Kamel. Die drei staubbedeckten BMW 5er touring hatten sich bewährt und waren allen sechs sehr ans Herz gewachsen. Dennoch hieß es Abschied von ihnen nehmen. Die Rückreise fand bequem im Flugzeug statt. Alle Autos werden nun vor Ort zerlegt und die Einzelteile verkauft. Der Erlös fließt als Spende komplett in mehrere Hilfsprojekte. Ein einzigartiges Abenteuer ist zu Ende.

Bilder, Filme und Berichte des Teams „5ever“ von seinen Abenteuern auf der Allgäu-Orient-Rallye 2017 gibt es hier:

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